Mittwoch, 15. August 2012

Habe im Feld bei den Kräutern gesessen



Heute ist das Fest "Maria Himmelfahrt". Für mich, die ich Blumen und Kräuter liebe, ist es schon immer ein besonderer Feiertag gewesen. Daher war ich heute morgen schon "sammeln" und hoffe, heute noch Gelegenheit zu haben, einen Gottesdienst mit Kräuterweihe zu besuchen. Ich muss zwar arbeiten,heute nachmittag und bis in den späten Abend hinein,  aber vielleicht lässt es sich in einer Pause einrichten....

Während des Sammelns, auf einer wildwuchernden, über und über blühenden Wiese bei Hochspeyer, - ich fand Rainfarn, Wilde Möhre, Schafgarbe, Königskerze, Blutweiderich, Minze, Wilder Majoran, Labkraut und noch ganz viel mehr - kam mir ein Gedicht in den Sinn:

Habe im Feld bei den Kräutern gesessen. 
Um mich schwärmten Hummeln und Fliegen;
Und Blumen stiegen jung aus der Erde.
Mich wärmten Tiere und Blumen.

Bin dann zurück in die Stadt gegangen. 
Kalt waren die Straßen, 
Keine Vögel sangen.
Die Menschen der Stadt blickten kalt,
Wärmer blicken draußen die Schlangen.



Daheim musste ich erst einmal nachschauen, von wem die Verse sind, die ich irgendwann einmal gelernt hatte. Max Dauthendey heißt der Dichter, der auch ein Maler war. Geboren wurde er am 25. Juli 1867 in Würzburg, gestorben ist er am 29.August 1918 auf Java. Sein Leben war schwer und geprägt durch eine Kindheit unter der sprichwörtlichen Knute eines dominanten Vaters. Seine Mutter war schon früh verstorben, und mehrere Suizide hatten in seiner Familie stattgefunden. (nachzulesen hier)
Viele Reisen hat Max Dauthendey unternommen, aber immer Heimweh gehabt. In Mexiko schrieb er:

„Lieber bin ich Steinklopfer, Strassenkehrer und Bettler an den Kirchentüren Europas, als daß ich in einem Land bleibe, dessen Natur, dessen Palmen und Vulkane, dessen Agavenpflanzungen, Zuckerrohr und Kaffeebäume mir niemals ein deutsches Lied geben werden.“ ( Max Dauthendey: Gedankengut aus meinen Wanderjahren, 1913)

Heute, beim Kräutersammeln, dachte ich, dass ich die Blüten, Tiere und Geschichten meiner Heimat nicht missen möchte. Es gilt aber, wenn ich in die Stadt zurückkehre, nicht kalt zu sein, sondern "wärmer als draußen die Schlangen". 




1 Kommentar:

  1. Danke für diesen sehr berührenden Blogpost und die tollen Fotos. Ich wünsche dir einen wunderschönen Himmelfahrtstag.

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