Dienstag, 31. Juli 2012

Pfälzer in Gefangenschaft II

Im zweiten Teil seines Berichts  beschreibt Eugen Antoni die fachkundige und hingebungsvolle Herstellung einer vollständigen Messausstattung mit einfachsten Mitteln durch die Gefangenen in Voves bei Chartres, ehemals ein Stanmmlager der Nazis, dann ein französisches Internierungslager und schließlich ab September 1944 ein amerikanisches Kriegsgefangenenlager.
Ich finde diesen Teil seines Berichts besonders bewegend und nicht zuletzt auch ein Zeichen von erfrischend pragmatischer Ökumene unter besonderen Umständen....  Nur zu gerne hätte ich diese Messausstattung gesehen!

Die allerschönste, wenn auch schwierigste Aufgabe der Gemeischaftsarbeit war die Schaffung einer dritten Messausstattung für die katholischen Feldgeistlichen des Lagers. Sie hätten uns gerne täglich zur gewohnten Morgenstunde in jedem Cage (abgeschlossenem Lagerteil für 1500 Gefangene) die hl. Messe gefeiert. Aber für sieben Priester standen nur zwei Messkoffer zur Verfügung. Deshalb regte der ob seiner kernigen Predigten allseits beliebte Lagerpfarrer die Schaffung einer dritten Garnitur von Messgerät und Priestergewand an.
Wie würden unsere Frauen staunen, wenn sie sehen könnten, was unermüdlicher Männerfleiss rein aus dem Nichts hervorzauberte. Einige Offiziere hatten in ihrem Gepäck Leinenbettücher, weisse Hemden und Taschentücher bis hierher durchgebracht. Ein tüchtiger Schneider nähte daraus mit Schere, Faden und Nadel, die ihm Kameraden liehen, ohne Nähmaschine, ja ohne Fingerhut zwei Altardecken, ein Messgewand mit Stola und Manipel, eine Albe mit Schultertuch und Zingulum, ein Kelchvelum mit Bursa und Corporale. Als einzigen Schmuck bekamen Altartücher, Messgewand und Albe breite rote  Streifen aus Bettbarchent, der vorher als Behelfsrucksack diente.

Mit sorgfältig aus diesem Stoff ausgezogenen Fäden stickte ein junger Künstler Kelchgarnitur und Stola mit schönem Kreuzstichmuster. Leider fehlte vorerst noch der Kelch. Weil keiner der Katholiken dazu fähig war, wurde ein protestantischer Goldschmied gewonnen, der aus Messingkonservenbüchsen einen kunstvollen Kelch mit Patene und Löffelchen, zwei Messkännchen und die Altarleuchter schuf. Zum Entgelt für seine Mühe sammelten die Katholiken eine reiche Tabakspende, denn der ebenso rare wie begehrte Tabak war im geldlosen Gefangenenlager das übliche Zahlungsmittel. Mit Tabak wurde auch der Bildhauer beschenkt, der für das Altarkreuz einen wundervollen Christuskörper aus einem Birnbaumknorren schnitzte, den die Köche sorgfältig aus ihrem Brennholz ausgelesen hatten. Sie stifteten dazu noch zahlreiche wachsüberzogene Schachteln, von denen viele fleissige Hände das Wachs abschabten, das ein alter Wachszieher zu dicken Altarkerzen umgoss. Nun mussten noch Messbuch, Hostien und Wein beschafft werden. Der vollständige „Schott“, mit seinem Besitzer in sechs Kriegsjahren durch halb Europa gewandert, genügte vorerst als bescheidenes Messbuch. Hostien etwas ungewohnter Art fertigten mit mehr gutem Willen als Fachkenntnis Kameraden der Lagerbäckerei. Messwein stiftete der gütige französische Ortspfarrer, obwohl es ihm nur schwer gelang, den eigenen Bedarf zu decken. Wie vor beinahe einem Menschenalter gelüstete es die jetzt schon etwas ergrauten Messdiener wieder nach dem Weinüberrest im Messkännchen. Wer mag das auch einem Pfälzer verdenken, der schon über ein Jahr keinen Tropfen von dieser köstlichen Gottesgabe zu trinken bekam?

Bis die Messausstattung fertig war, begnügten wir uns mit unvergesslich stimmungsvollen Maiandachten. In einer stillen Lagerecke traten bei Sonnenuntergang die Kameraden um den Vorbeter, respondierten nach kurzer Lesung  kräftig zu Litanei oder Rosenkranz und sangen tiefergriffen das altvertraute „Meerstern ich dich grüße, O Maria hilf!“ zum funkelnden Sternenhimmel hinauf. Nur noch ein einziges Mal sahen wir dann noch unsere selbstgeschaffene Altarausstattung wie Gold und Purpur in der Morgensonne aufleuchten, als der Lagerpfarrer uns den Abschiedsgottesdienst hielt zu jener Fahrt, die uns angeblich in die Heimat zum Lager Baumholder bringen sollte. Doch zu unserer bitteren Enttäuschung fuhr der Transportzug in verkehrter Richtung und entfernte uns noch viel weiter von den Lieben daheim, denen all unser Sorgen, Sehnen und Beten galt.


Die in Esthal zurück gelassenen Kinder: Helene, Ruth, Wolfgang und Maria


Sonntag, 29. Juli 2012

Bericht aus der Gefangenschaft

Vermutlich im letzten Kriegsjahr und darüber hinaus (genaue Daten liegen uns leider nicht vor) verbrachte unser Großvater Eugen Antoni einige Monate in amerikanischer Gefangenschaft in verschiedenen Lagern auf französischem Boden - zunächst in Voves bei Chartres, dann in Foucarville in der Normandie. Zurück in Esthal verfasste er über diese schwierige Zeit einen Bericht, der vermutlich zur Publikation bestimmt war und vielleicht auch veröffentlicht wurde - möglicherweise in der Bistumszeitung "Der Pilger".
Diesen Bericht werden wir hier aufgrund seiner Länge in mehreren Teilen einstellen. Er ist nicht nur als generelles Zeitzeugnis interessant, sondern auch deshalb, weil er einmal mehr den Mythos vom vor dem Konzil  liturgisch völlig ungebildeten und unselbständigen katholischen Laien in Frage stellt.


Pfälzer in Gefangenschaft
von Hauptlehrer E. Antoni, Esthal



Erinnert ihr euch noch an die Geschichte vom Pfälzer Weberlein? Vor Jahren haben wir sie in der Volkssschule gelernt und waren stolz auf den stimmkräftigen Landsmann, den der Pfälzer Kaiser im Wiener Stephansdome aus Hunderten von Sängern heraushörte. Gerade so wie dem guten Kaiser Rupprecht im fernen Wien ging es mir in mehreren amerikanischen Gefangenenlagern. Ich hatte Heimweh nach der schönen Pfalz, noch mehr aber nach den lieben Pfälzern. Wenn man ganz allein unter einigen tausend Ostmarkern, Sachsen oder gar Preussen leben muss, die so ganz anders in ihrem Denken, Fühlen und Reden sind, kommt einem gar oft das heulende Elend an. Übetriebene österreichische Höflichkeit, sächsische Gemütlichkeit und preussische Großmäuligkeit „hängt“ dem Pfälzer schon nach einigen Wochen „ellenlang zum Halse heraus“. Mit allen Fasern des Herzens sehnt er sich darnach, endlich wieder auf gut Pfälzisch ohne alle Höflichkeitsfloskeln und nichtssagenden Sprüche  „bable“ zu können. Als ich an Christi Himmelfahrt im Lager V o v e s ganz tief im seelischen Katzenjammer drinstak, kam die Rettung. Beim Lagergottesdienst, dem einige tausend Gefangene beiwohnten, klangen sieghaft aus dem zaghaften, unsicheren Gesang der Söhne vieler deutscher Stämme einige klare, kräftige und wohlgeschulte Stimmen heraus. Sofort erkannte ich an der heimatlichen Sangesart die Landsleute und konnte kaum den Schluss des Gottesdienstes abwarten, um sie zu begrüssen. Rasch war die Kameradschaft – von der die „lieben“ Preussen immer soviel redeten und so wenig zeigten – bei den paar Pfälzer da, umschloss uns doch ein doppeltes Band: die gleiche Heimat und der gleiche Glaube.
Wie wohltuend empfand es das Ohr, nach langer Zeit wieder einmal die vertrauten Laute aus dem Hasenpfuhl und Hemshof, vom Kotten und Horeb zu hören! Über uralte Bauernwitze aus dem tiefsten Westrich wurde herzhaft gelacht und manche Kalamität des düstern Alltags mit der zuversichtlichen Lebensweisheit zahlreicher Sprichwörter vom Rande der Haardt überwunden. Noch mehr aber half zur Meisterung vielfacher Nöte die nieversagende Hilfe der Landsmannschaft , die in ihrer Gesamtheit alles das besass, was dem Einzelnen fehlte: Nähnadel, Schere und Faden, Rasierpinsel und Spiegel, Zigarettenmaschine und Schuhbürste, kurzum viele unscheinbare, aber unentbehrliche Dinge täglichen Bedarfes. Was einer besass, stand allen zur Verfügung und ging ständig reihum. Aber auch mit Kenntnissen und Fertigkeiten half man sich brüderlich aus. Einer, dem glücklicherweise schon seine Mutter das Strümpfestopfen beibrachte, besorgte es für die anderen, die es als alte Männer leider nichtmehr lernten. Ein anderer bastelte aus Konservenbüchsen Essnäpfe, Trinkbecher und Seifenschalen, bis er wegen der ewigen Klopferei aus einer Lagerecke in die andere gescheucht wurde. Ein dritter fabrizierte Zeltstoffhausschuhe mit Holzsohlen, ein vierter Reisekoffer aus Kistenbrettern. Da schnitzte eine besonders geschickte Hand mit alten Rasierklingen aus Birkenholzstückchen künstlerische Schachfiguren, dort malte ein Zeichengenie auf sorgfältg gesammelten gleichartigen Zigarettenschachteln lustige Kartenblätter, die bald aus Pfälzer Faust mit herzhaftem „Trump!“ auf den wackligen Zelttisch knallten. 


Freitag, 27. Juli 2012

Oh! Danke! Ein Sonderpreis!

Schwester Robusta ist sonderbar,
sogar für die Gelehrten,
nur ab und zu in manchem Jahr
entdeckt man ihre Fährten......
(frei nach James Krüss)

Ja, wir haben einen Sonderpreis bekommen und finden das sonder -und wunderbar! Hier ist er:

Wir bedanken uns gaaanz besonders!

Dienstag, 24. Juli 2012

Nochmals: In LU und um Lu und um LU herum - alte und neuere Kreuze, Kapellen und Bildstöcke

Schon wieder hat sich eine längere Pause ergeben. Verschiedene Umstände haben dafür gesorgt, dass wir nicht so fleißig bei der "Arbeit" sein konnten, wie zuvor. Trotzdem konnten wir zu unserer großen Überraschung feststellen, dass wir für die "Schwester Robusta", dieses nette und lustige Preis - Persönchen , doch nominierungswürdig waren, und bedanken uns ganz herzlich dafür! (Wir selbst hätten uns allenfalls für "Trägheit" vorgeschlagen - aber das wird nun hoffentlich wieder besser.)
 Mit den folgenden Bildern stellen wir das dreizehnte Album fertig ein. In diesen Tagen denken wir besonders oft an unseren Vater, der vor einem Jahr schon todkrank gewesen ist. An sein Krankenbett hatten wir auch einige seiner Alben mitgenommen, um ihm die Bilder zu zeigen. Sprechen konnte er nicht mehr mit uns, aber all seine Fotos, die von ihm geliebte Musik, die Texte und Überlegungen, die er selbst geschrieben hatte, all das sorgte doch für eine vielfältige Kommunikation mit dem Sterbenden. Meine Schwester sagte einmal: "Unsere Eltern hatten in ihrem Sterben keinen leichten Weg - umso größer sind die Zeichen, die sie uns gaben."


30. Oggersheim, am Mittelgraben. Ein Kreuz, das eher wie ein Baum wirkt, mit zurechtgestutzten Ästen. Wie eingezeichnet wirkt die Gestalt des Heilands, nicht als Gekreuzigter, sondern als der Auferstandene dem Himmel zu wachsend.


31. Mutterstadt, ein "modernes Kreuz im Friedhof" - so lautet die Bildunterschrift.


32. Mutterstadt: "Verborgen im Gebüsch am Feldweg zum Friedhof". Die Inschrift am Sockel ist leider vom Blumenschmuck verdeckt.


33. Mutterstadt, an der L 533. Inschrift: Im Kreuz ist Heil.


34. Schifferstadt: "1817 im Westen errichtet". Ein eindrucksvolles Sandsteinkreuz.


35. Otterstadt; Kreuz im Friedhof.


36. Otterstadt; Kapelle im Friedhof


37a. Kreuz an der Kapelle. Auf der selben Albumseite eingeklebt ist ....


37 b. ....die Figur des Hl. Nepomuk, die sich auch an der Kapelle befindet.


38. Otterstadt, an der Kirche. Inschrift auf dem Kreuzesbalken: "Rette Deine Seele".


Otterstadt Nord. Ein Bildstock von 1786. Er befindet sich an der Kreuzung Speyerer Straße / Lindenstraße.


40. Maudach, Kapelle von 1865.


41a. Dieses und das folgende Foto befinden sich wieder auf einer Albumseite; bezeichnet: "Maudach. Ein Ruheplatz im Gebüsch neben der Umgehung" Inschrift auf dem Sockel, soweit leserlich: "Errichtet von der katholischen Pfarrei Maudach im Weltkriege 1916./ Von Pest, Hunger und Krieg erlöse uns, oh Herr. / Gedenke der gefallenen Krieger"


41b. Nochmals dieses Kreuz in Maudach.


42. Bildstock nördlich von Maudach. Es handelt sich um das "Maudacher Bildstöckl unserer lieben Frau" - Näheres hier nachzulesen. Inschrift: "Maria / Du Helferin der Christen/ Bitt für uns"


43. Mitten im Feld, westlich von Waldsee


44. Bildunterschrift: "Was bedeutet sie, die alte Säule nördlich von Waldsee?"


45. Waldsee, auf dem Friedhof


46. Marienbrunnen bei der Wallfahrtskirche in Oggersheim - Maria Himmelfahrt