Dienstag, 3. Januar 2012

Danke für den Hinweis!

Zum unten gezeigten Bild bekamen wir Hilfe, und zwar durch den Heimatforscher Rudolf Wild ( siehe nebenstehende Linkliste). Er sandte einen Artikel aus dem PILGER, der Bistumszeitung des Bistums Speyer!



Das Blutwunder von Walldürn

 Ein Hausbild in Diedesfeld


Wenn wir in Diedesfeld durch die Kreuzstraße gehen, bleiben wir überrascht vor einem Hoftor stehen. Auf einem häßlichen Eisenträger, der das Tor überspannt, sitzt ein gewichtiges Sandsteinrelief, das unser Interesse erregt. Es stellt die Heilige Dreifaltigkeit dar.
Sinnbilder und Bilder der Dreifaltigkeit sind sehr alt. Schon im Mittelalter kennt man die Darstellung des bärtigen Vatergottes, der den Sohn, zumeist mit dem Kreuz, hält, verbunden mit der Geisttaube. Dieser sogenannte „Gnadenstuhl", wie ihn auch Dürer gestaltet hat, ist am Ausgang des Mittelalters Gegenstand vieler Werke der bildenden Kunst. Im Barock wird das Thema wieder freudig aufgegriffen. Ich erinnere nur an die zahlreichen Dreifaltigkeitssäulen (Pestsäulen) im süddeutschen Sprachraum.
Recht eigenartig ist jedoch diese Diedesfelder Dreifaltigkeitsdarstellung. Die Gruppe überragt Gottvater, vor dessen Brust die Geisttaube schwebt. Zwei flankierende Putten halten ein Tüchlein, das ein sonderbares Bild des Sohnes zeigt. Die ganze figürliche Szenerie wird durch Wolken zu einem Block zusammengebaut, aus dem noch zwei Engelsköpfchen lugen. Getragen wird das Kultbild von einem geschweiften, mit Laubwerk gezierten Sockel, wie ihn die Barockzeit liebte.
Das von den Engeln ausgebreitete Tüchlein stellt ein Korporale dar. In der Mittelachse schwebt der Gekreuzigte ohne Kreuz, rechts unten liegt ein umgestürzter Kelch, dessen Blutbahnen in elf dornengekrönten Häuptern enden. Vier Häupter sind über den ausgebreiteten Armen Christi angeordnet, vier bzw. drei sind seitlich des Leibes zu sehen.
Dieses Diedesfelder Kultbild zeigt das Gnadenbild von Walldürn: die Darstellung des Blutwunders. Es wurde schon vor dem Jahr 1600 in diesem Korporale fixiert, nachdem der Kult schon nach 1400 nachzuweisen ist (W. Brückner). Andachtsbildchen mögen dem pfälzischen Bildhauer als Vorlage gedient haben.
In Franken treffen wir viele Bildstöcke mit dem Motiv eines Gnadenbildes, besonders die Abbildung dieses Blutwunders und die 14 Nothelfer. Walldürn und Vierzehnheiligen sind bis auf den heutigen Tag die bedeutendsten Wallfahrtsorte dieses Raumes. Auch für die Vorderpfalz war Walldürn schon immer ein gern besuchtes Wallfahrtsziel. Unser Hausbild in Diedesfeld beweist, daß dies vor über 200 Jahren schon so war. In Franken hat man kultgeographische Untersuchungen durchgeführt, die bis in die Oberpfalz und nach Hessen (Fulda) führen. Man hat neben fast 400 Vierzehnnothelfer-Bildstöcken 114 des Walldürner Blutwunders in diesem Raum registriert. In der Pfalz ist dieses Hausbild ein einmaliges Kultmal.
Text und Foto:  Fred Weinmann in:  Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 126. Jg., Nr. 42 - S. 1294, 21.10.1973
vgl. Hausfiguren der Pfalz, Kaiserslautern 1989 (S. 46)

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