Unser Großvater Eugen Adam Antoni wurde am 17. September 1897 als drittes von fünf Geschwistern geboren. Sein Vater Jakob Eugen Antoni war Lehrer in Dahn und Wegbereiter und Gründungsmitglied des „katholischen Lehrervereins der Pfalz“. Er war außerdem Lehrer und Firmpate des Kapuzinerpaters Ingbert Naab, der sich schon früh vehement gegen das nationalsozialistische Gedankengut einsetzte und 1935 im Straßburger Exil starb. Wegen seiner Verdienste um die moderne Pädagogik verlieh die Stadt Dahn Jakob Eugen Antoni die Ehrenbürgerrechte.
Jakob Eugen Antoni (1864 -1936) |
Sein Sohn Eugen besuchte die katholische Lehrerbildungsanstalt Speyer und wurde ebenfalls Lehrer.
Philippine und Eugen Antoni
Das Ehepaar hatte vier Kinder : Maria Ruth (* 1924), Maria Helena (1926 – 2005, unsere Mutter), Wolfgang Ludwig (1930 – 1980) und Anna Maria (* 1934).
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Das Ehepaar Antoni mit Ruth und Helene etwa 1928 oder 1929 |
Eugen Antoni war engagiertes Mitglied der
Zentrumspartei, für die er in zahlreichen öffentlichen Auftritten und Reden vor
und nach der Machtergreifung gegen die
NSDAP agitierte. In Hochspeyer war er Mitglied der sogenannten Pfalzwacht,
einer 1930 gegründeten katholischen Selbstschutzorganisation, die
Veranstaltungen des Zentrums und der Bayerischen
Volkspartei (BVP), der katholischen Vereine und der Kirche gegen Störungen radikaler
politischer Gegner schützen sollte
Eugen Antoni mit seinen drei älteren Kindern in noch glücklichen Tagen (1932) |
Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde der Familienvater am 16.
März 1933 vom Dienst suspendiert, wurde jedoch 1934 nach einem einjährigen Disziplinarprozess,
bei dem er durch den antifaschistisch eingestellten damaligen Bischof von
Speyer Ludwig Sebastian Unterstützung
fand, wieder in den Schuldienst eingesetzt. Allerdings erhielt er einen
Disziplinarverweis und wurde nach Esthal in ein Dorf im Pfälzer Wald strafversetzt,
das damals als sehr abgelegen galt. Noch heute muss, wer nach Esthal
hineinfährt, auf derselben Straße auch wieder hinausfahren. Dort blieb er mit seiner Familie insgesamt 12
Jahre, unterbrochen von vier Jahren Wehrdienst und acht Monaten Gefangenschaft.
Auch in Esthal stand er unter ständiger Beobachtung von Seiten der Gemeinde-
und Schulleitung. Er und die ganze
Familie wurden drangsaliert, u.a. weil nicht nur er, sondern auch seine Frau
notorisch den „deutschen Gruß“ verweigerten. Die Esthaler Bevölkerung dagegen war – nicht
als einziges Pfälzer Dorf - überwiegend antifaschistisch eingestellt und unterstützte den in der Pfalz wegen
seiner politischen Aktivitäten bekannten Lehrer.
Nach dem Krieg wurde ihm die Leitung der Esthaler Schule
übertragen. Dennoch musste er sich einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen
und wurde von der „Zentralen Säuberungskomission“ nach 12 Jahren ohne
Beförderung zur Zurückversetzung um eine Gehaltsstufe verurteilt. Das empfand
er als eine öffentliche Abstempelung zum Nationalsozialisten, was ihn mit äußerster
Erbitterung erfüllte. Er legte gegen dieses Urteil Beschwerde ein. Seine Briefe in dieser Angelegenheit und die
Dokumente, die er zu seiner Verteidigung zusammentrug, sind erhalten geblieben.
In den nächsten Wochen wollen wir einige davon hier vorlegen. Sie beleuchten
eindrücklich einige Facetten der Situation nichtkonformer Katholiken im sogenannten Dritten
Reich und belegen, dass längst nicht jeder zum Mitläufer oder gar Mittäter des
Regimes geworden ist.
Eugen Antoni nach dem Krieg bei einer Rede |
Seine Beschwerde wurde schließlich angenommen. 1946 wurde er
Rektor der Katholischen Volksschule in Landstuhl, wo er gleichzeitig als Leiter
der Berufsschule fungierte. Im Mai 1950 wurde er zum Schulrat ernannt. Er war
Gründungsmitglied der CDU im Landkreis Kaiserslautern und engagierte sich neben seiner Tätigkeit als Pädagoge wie vor dem Krieg vielfältig in der Politik u.a. als
Stadtrat und Mitglied des Kreistages.
Er starb am 23. April 1953 mit nur 55 Jahren an Lungenkrebs.
Von seinen Kindern leben heute noch die älteste und die jüngste Tochter Ruth
und Maria. Leider hatte keines seiner acht Enkelkinder die Ehre, diesen
aufrechten Mann kennenzulernen.
Sehr interessant!
AntwortenLöschenIch finde, dass sind sehr wertvolle Zeitdokumente.
Schön dass Ihr es veröffentlicht!
Danke Dir! Es ist schön zu sehen dass jemand es liest und interessant findet.
AntwortenLöschenIch war vor kurzem wandern in Dahn und habe mich gerade ein wenig in die Geschichte des Ortes eingelesen. Ich finde den Text hier sehr spannend! Vielen Dank fürs Dokumentieren!!
AntwortenLöschenIch hätte eine Frage, vielleicht können Sie mir da helfen: In der Schillerstraße (müsste Nummer 21 gewesen sein) ist ein relativ großes Anwesen. Es sieht aus als wäre es mal eine Art katholisches Internat oder etwas in die Richtung gewesen. Vielleicht ist es auch einfach nur schon immer ein Privatgebäude gewesen, aber falls nicht würde es mich sehr interessieren, was die Geschichte hinter diesem Gebäude ist. Falls mir da jemand weiterhelfen kann, wäre ich sehr dankbar! :)) LG