Sonntag, 18. August 2013

Die heilige Helena - zum Namenstag, mal wieder nachträglich und etwas zu spät

Helene - das war der Name unserer Mutter. Vor zwei Jahren wurde wieder eine kleine Helene in unsere Familie geboren - das Urenkelkind unserer Eltern.
 Ich muss gestehen, dass ich meist den Namenstag von Mama vergessen habe, als sie noch lebte. Eine mit meinen Eltern befreundete Ordensschwester hat immer daran gedacht und ihr jedes Jahr zum Namenstag geschrieben (worauf sie gelegentlich etwas resigniert hinwies.) Als Mama gestorben war und Papa mit seinen Alben begann, war auch eines mit dem Titel "Helene" dabei. Im Einband war ein Ausschnitt frei gelassen, in den er eine Namenspostkarte klebte. Darauf stand, von Blüten umrankt:
" Der Name Helene ist griechischen Ursprungs und bedeutet: "Die Sonnenhafte".
Abwandlungen des Namens sind Helena, Helen, Elina, Ilona und Elena.
Die helle Helene lässt ihre Sonne für alle scheinen."

Natürlich habe ich seither öfter an den Namenstag gedacht und auch an die Heilige Helena, die mir aus Religions - und Geschichtsunterricht ein Begriff war. Als Kind glaubte ich den rührenden Geschichten über die zutiefst gläubige Frau, die das Kreuz des Heilands suchte um die Notleidenden und Kranken zu erretten. Später las ich auch anderes über sie, dass sie in erster Linie eine Politikerin war, eine berechnende Person, die alles tat um die Macht ihres Sohnes und die eigene Macht zu stärken. Dabei soll sie ganz schön skrupellos vorgegangen sein.



Das mag durchaus so gewesen sein. Um zu leisten, was sie geleistet hat - nämlich eine solche Pilgerfahrt im dritten Jahrhundert zu unternehmen, und das als fast 80 - Jährige - muss sie große Stärke besessen haben. Und einen sehr festen Willen.
Den bemerkenswertesten Roman über Helena hat meiner Meinung nach Evelyn Waugh geschrieben. Einige seiner Werke habe ich dank dem "Morgenländer" kennen und schätzen gelernt. Wir tauschten uns einmal in einem Nebenblog über "Brideshead revisited" aus. Als ich bei Waugh den Roman "Helena" entdeckte, habe ich ihn mir gleich besorgt. Hier fand ich die Schilderung von Helenas Leben genauso vor, wie ich sie mir erhofft hatte: Als das Lebenswerk einer bemerkenswerten Frau, die über manchen Umweg und nach vielem Suchen zum Glauben fand.
Über das Buch ist schon viel geschrieben worden, und natürlich auch viel besser, als ich es je könnte. Aber weil heute (noch!) ihr Geburtstag im Himmel ist, und der Namenstag unserer Mutter und meiner Enkelin, möchte ich einen Abschnitt des Buches zitieren. Er enthält ein Glaubensbekenntnis und ein Gebet. Helena befindet sich, alt, krank, erschöpft vom Reisen und Suchen, am Dreikönigstag in Bethlehem. Sie wird von der Gemeinde zur Feier der Liturgie gerufen und in Gedanken unterhält sie sich mit den Weisen, die gekommen waren um den neugeborenen König zu sehen.

Helena verstand wenig Griechisch, und ihre Gedanken waren weder bei den Worten noch sonstwo. Sie vergaß sogar ihr ständiges Suchen und dachte nur an das in Windeln gewickelte Kind und an jene drei weisen Könige, die vor vielen Jahren von so weither gekommen waren, es anzubeten. 

"Dies ist mein Tag", dachte sie, "und dies ist meine Familie."

... im Folgenden spricht Helena zu den Weisen über ihr spätes Kommen zur Krippe, wo alle schon gewesen waren, die Tiere, die Hirten, die Engel. Und sie verwundert sich darüber, dass sie auch noch bei Herodes Station machten:

"Und schließlich kamt ihr zu der letzten Station eurer Pilgerfahrt, und der große Stern stand still über euch. Was tatet ihr? Ihr hieltet an, um dem König Herodes aufzuwarten: tödliches Austauschen von Komplimenten, womit jener unbeendete Krieg des Pöbels und der Obrigkeit gegen die Unschuldigen seinen Anfang nahm!"

Aber dann kommen ja die "weisen Könige" doch an und finden ihren Platz vor der Krippe. Und Helena stellt fest:

"Ihr seid meine besonderen Schutzherren ....und Schutzherren aller, die zu spät kommen, und zur Wahrheit eine mühevolle Reise machen müssen, weil Wissen und Grübeln sie verwirrt; Schutzherren auch all derer, die mitschuldig werden durch Höflichkeit, und deren Begabung ihre größte Gefahr ist. 
Ihr lieben Vettern betet für mich", sagte Helena, "und betet für meinen armen überlasteten Sohn, auf dass er auch vor seinem Ende die Stelle finde, wo er im Stroh hinknien darf. Betet für die Großen der Erde, auf dass sie nicht elendig zugrunde gehen." ....
"Um Seinetwillen, der eure sonderbaren Gaben nicht zurückwies, betet für alle gelehrten, unaufrichtigen und heiklen Seelen, dass sie nicht vergessen seien bei Gottes Thron, wenn die Einfältigen einziehen in ihr Königreich."

Ist das nicht aktueller denn je und dieses Gebet nicht nötiger denn je?

Danke an Evelyn Waugh und an den Morgenländer, der mich daran erinnert hat.


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