Als ich darüber nachdachte, was sich hinter dem vierzehnten Türchen des
Adventskalenders der Blogoezese verbergen könnte, fiel mir der Heiligenkalender ein. Und als ich nachschaute, fand ich den
Heiligen Johannes vom Kreuz, der an diesem heutigen Tag vor 425 Jahren gestorben ist. Da wir den Karmel in
Hauenstein in der Pfalz haben, wusste ich ein bisschen was dazu und beschloss, über ihn und die Karmeliter zu schreiben.
Aber wie anfangen? Ich las und grübelte und googelte und las. Vor allem - wie sollte ich diese gewaltigen Gedanken des großen Mystikers hinter ein Adventskalender-Fenster quetschen? Irgendwann hatte wohl der Heilige Johannes genug von meinen laienhaften Versuchen und schickte mir einen Kollegen, den Heiligen Nikolaus. In der Nacht vom fünften auf den sechsten Dezember durchwühlte ich meine Fotokiste mal wieder, und dabei fand ich - einen Adventskalender! Den hatte ich als Erzieherin 1998 gemeinsam mit Kollegen, Kindern und Jugendlichen des
Kinderheimes St. Nikolaus in Landstuhl erstellt. Wir verkauften ihn damals anlässlich eines Adventsbasars im Heim.
Hach! dachte ich. Ein Wink des Himmels! Schuster, bleib bei deinen Leisten. Schreib nicht über Johannes vom Kreuz, schreib über etwas wovon du was verstehst. Ich schaute den gesamten Kalender durch, las das Vorwort des damaligen Heimleiters, betrachtete mir die kleinen Zeichnungen, las die Texte, ausgewählt von Kindern der verschiedenen Gruppen. Die meisten waren zusammengesucht aus Büchern oder Zeitschriften. Ich glaube, damals hat noch keiner von uns im Internet nach Texten gesucht. Ein einziger Text war handschriftlich von einem Jungen, der zusammen mit seiner Schwester im Heim wohnte. Dadurch war der Aufsatz etwas Besonderes, und wir hatten ihn auf den Heiligabend platziert. Hier ist er, ich hoffe, ihr könnt ihn lesen:
Ich habe heute noch Kontakt zu etlichen Ehemaligen aus dem Kinderheim. Eine befreundete Erzieherin, die schon mehr als 40 Jahre dort arbeitet, kennt noch viele ehemalige Heimkinder, die inzwischen selbst Eltern oder gar Großeltern sind. Immer wieder suchen sie nach Fotos, die sie an ihre Zeit dort erinnern. Das war ihr Zuhause! Heutzutage ist das Gelände nicht mehr so gepflegt und schön, wie es zu Zeiten der Nonnen war, die einst das Heim betreuten. Die kleine Kirche wurde vor einigen Jahren, nach dem Weggang der
Schwestern vom Armen Kind Jesu profaniert. Klar, die Zeiten haben sich geändert. Personal kostet viel, und wo früher Schwestern und Kinder Hand in Hand arbeiteten, muss nun vielleicht ein einzelner Hausmeister große Flächen betreuen. Die Kirche soll verkauft oder vermietet werden, um Geld für das Heim einzubringen.
Es gibt eine Serie alter Postkarten, die das Kinderheim zeigen, wie es einmal dort aussah. Herr Ulli Heist, geprüfter Gästeführer in Landstuhl, hat sie ins Netz gestellt
(hier) Ich weiß genau, dass ich irgendwo auch noch diese Postkarten habe, aber wo in den Tiefen meiner Stapel und Sammlungen? Beim Suchen fiel mir ein, dass es im Wald, der zum Heim gehört, ein Wegekreuz gab. Auch dieses ist auf den alten Fotos zu sehen, und ganz klar, es gehört in unseren Blog!
Als ich dort gearbeitet habe, stand es noch im Wald, war aber sehr verwittert. Aus meiner Kindheit kann ich mich an Zeiten erinnern, wo dieses Kreuz mit Blumen und Kerzen geschmückt wurde. Damals hatte das Heim immer einen Priester, der dort wohnte und die seelsorgerischen Aufgaben wahrnahm. An Fronleichnam gab es eine Prozession übers Heimgelände mit vier Altären, einer davon wurde am Kreuz im Wald erstellt. Da ich nicht lesen konnte, wie die Inschrift des Kreuzes lautete, schrieb ich Herrn Heist an. Netterweise sandte er mir einen Scan aus seiner Postkarte:
Und das ist der Text: "Im schönen Spiegel der Natur / siehst du des großen Schöpfers Spur / doch willst du ihn noch größer sehn / so bleib an seinem Kreuze stehn."
Ich bin heute zum Kreuz hingewandert. Es steht noch. Aber so sieht es jetzt aus:
Offenbar wurde versucht, es zu erhalten, und das Kreuz wurde neu angestrichen. Der Korpus ist verschwunden. Ganz oben hängt noch die "INRI" - Tafel. Immerhin - im Kinderheim, das nun ohne Priester und Nonnen auskommen muss, findet sich "des großen Schöpfers Spur"- in der Natur und ganz sicher auch in den Kindern und all den Menschen, die hier leben und gelebt haben, arbeiten, lieben ....
Was mich noch einmal zum Heiligen Johannes vom Kreuz hinführt, der geschrieben hat:
"die Geschöpfe sind gleichsam eine Spur der Fußstapfen Gottes, an der man seine Größe, Macht und Weisheit sehen kann."
Wir alle also!
Eine gesegnete Adventszeit und frohe Spurensuche auf Weihnachten hin wünsche ich uns.
Morgen öffnen wir ein Türchen bei
P. Recktenwald