Eine Erinnerung: Die Adventskalender meiner Kindheit hatten noch keine Schokoladenfüllung. Da waren hinter den Fenstern so kleine Bildchen. Eigentlich war es immer ein wenig schade, die Türchen zu öffnen, denn die Adventskalender waren bestreut mit Glitzerstaub. Die Bildchen waren zwar nicht aus Schoki, aber trotzdem spannend. Mit der Zeit wussten wir Kinder ungefähr, was kommen würde. Mal war es eine Kerze, mal ein Schaukelpferd. Am Nikolaustag oft ein Lebkuchenherz. Was besonderes war schon ein Engelchen. Und am Heiligen Abend gab es ein großes Tor, hinter dem sich ein Krippenbild verbarg!
Eines der kleinen Bildchen war immer eine Glocke, ungefähr so:
Blick auf Kindsbach, vom Hörnchenkreuz aus |
Dabei fiel mir meine Kunstlehrerin ein, die ich vor etwa 45 Jahren am Gymnasium hatte. (Seltsam, wie gerade in der Weihnachtszeit sich die Erinnerungen regelrecht aufdrängen!) Ich mochte sie nicht besonders, denn sie gab mir immer nur Note Drei - dabei fand ich, dass meine Werke deutlich bessere Noten verdient hatten. Etwas von dem was sie einmal sagte, ist mir aber unvergessen. Auch sie erzählte von einem Spaziergang. Sie habe heruntergeschaut auf ein Dorf inmitten herrlicher Landschaft, sagte sie, und gedacht, wie schön doch dieser Anblick sei! Aber etwas habe ihr gefehlt. Sie kam nicht drauf, was es sein könnte. Erst später, als sie schon längst weitergegangen war, fiel es ihr ein, was sie gestört hatte. Das Dorf, meinte sie, hatte so eine "moderne Kirche" ohne Kirchturm.
Ich weiß gar nicht mehr, was sie uns damals lehren wollte, unsere Kunstlehrerin. Aber ich verstand sofort was sie meinte. Zu unserer Landschaft gehören Dörfer und Städte mit Kirchtürmen. Zu den Kirchtürmen und zur Heimat gehört der Klang von Kirchenglocken. Nicht nur, aber ganz besonders zur Weihnachtszeit! Und zu uns allen gehört auch unser Glaube an den Heiland, der sich uns neu schenkt.
Hier können die Glocken der protestantischen Kirche Kindsbachs angehört werden.
Weihnachtsbuch aus dem Verlag ARS SACRA 1929 mit Bildern von Josef Madlener, geschrieben von Marga Müller |