Andrea hat in ihrem Blog eine "Blogparade" eröffnet, zum Thema: "Mein Lieblingslied im alten Gotteslob / Gesangbuch." An Allerseelen hat Severus dafür gesorgt, dass mir ein Lieblingslied aus Kinderzeiten neu bewusst geworden ist:
"Wir sind nur Gast auf Erden" (GL Nr. 656)
Wir sind nur Gast auf Erden, und wandern ohne Ruh,
mit mancherlei Beschwerden, der ewigen Heimat zu.
Die Wege sind verlassen, und oft sind wir allein.
In diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein.
Nur einer gibt Geleite, das ist der Herre Christ;
er wandert treu zur Seite, wenn alles uns vergißt.
Gar manche Wege führen aus dieser Welt hinaus.
O daß wir nicht verlieren den Weg zum Vaterhaus.
Und sind wir einmal müde, dann stell ein Licht uns aus.
O Gott, in deiner Güte; dann finden wir nach Haus.
In meiner Kinderzeit war dieses Lied eine Art Einläuten für die Weihnachtszeit, denn ab Allerheiligen begannen die Kerzen zu leuchten. Tannen wurden zu Gestecken verarbeitet und auf den Friedhof gebracht. Da war es geheimnisvoll und ehrfurchtgebietend. In meiner Erinnerung war der "Herre Christ" einfach das Christkind. Da hatten wir so ein altes Kinderbuch, wo das Christkind zu sehen war, wie es hinter zwei Kindern herging und sie beschützte. Der altertümliche Ausdruck "Geleite geben" war mir so wirklich verständlich. Ich habe einfach daran geglaubt! Natürlich hatte ich keine Vorstellung von "mancherlei Beschwerden". Aber ich konnte ja Eltern und Oma fragen. Was genau die mir geantwortet haben, weiß ich nicht mehr. Vielleicht, dass einem kalt ist und die Füße weh tun, wenn man lange Wege durch graue Gassen geht. Das musste ich aber nicht erleben. Ich hatte Familie. Auf dem Friedhof, den ich heute noch gerne besuche, gab es zahme Eichhörnchen, Meisen, die einem auf die Hand flogen, Lichter und Blumen. Und hinter mir ging unsichtbar das Christkind!
Im Fernsehen gibt es zur Zeit eine Themenwoche "Glück". Wenn ich so darüber nachdenke, spüre ich mehr und mehr: DAS war Glück! Familie. Leben und Tod - eine Einheit. Das Christkind und Engel. Keine Angst haben. Der Heiland ist ja da. Lieder. Melodien. Feiertage.
Wunder!
Und dazu jetzt noch'n Gedicht:
Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hin halten
(Hilde Domin)
(Bild von hier)