Dienstag, 19. Juni 2012

Das politisch korrekte Schulgebet

Die Auseinandersetzungen an der Volksschule Esthal über das Schulgebet und möglicherweise andere Themen scheinen noch über ein Jahr weitergegangen zu sein. Vom 1. Mai 1938 liegt ein weiterer Brief des Schulleiters  vor, in dem er versucht, die Lehrerschaft auf seine Linie einzuschwören




Im November 1938  war es dann aber doch soweit: die neue Form des Schulgebets wurde durchgesetzt.



Zur Eröffnung des Unterrichts hatte der Lehrer vor die Klasse zu treten, den Arm zu heben und "Heil Hitler" zu sagen. Nachdem die Schüler den Gruß erwidert hatten, konnte das "Gebet" erfolgen. Der Unterricht wurde mit derselben Prozedur in umgekehrter Reihenfolge beschlossen.

Das politisch korrekte Schulgebet lautete:


Wir beten:
Vater im Himmel,
Gib Deinen Segen,
Wenn in froher Müh
Wir die Arme regen,
Von Herz zu Herze Brücken schlagen,
Und alle Zeit das Höchste wagen.
Du, unsrer Ahnen Kraft und Ehr,
Bist uns auch heute Waff und Wehr.
Ohn Dich sind wir nur ankerlos,
In Dir aber reich und gross.
Segne des Führers heldhafte Tat.
Auf Dein göttlich Geheiss
Ziehe in ewigem Kreiss
Ernte und Saat.
Amen.

Darum also und um die Frage, wem der Vorrang gebührt, Gott oder dem Führer, war insgesamt vier Jahre lang an einer kleinen Schule mitten im Pfälzer Wald zäh gerungen worden.

Der Streit war damit noch nicht beendet. Die mit dem Religionsunterricht betrauten Lehrer errangen im Mai 1939 doch noch einen kleinen Sieg. Offenbar zweifelte man fortan die Befähigung des Schulleiters an, selbst Religionsunterricht zu erteilen Dies geht aus einer weiteren Notiz an Eugen Antoni hervor, mit der der Rektor auf sein Recht verzichtet, dieses Fach zu unterrichten.



1 Kommentar:

  1. Hochinteressant! Wenn keine Wegekreuze mehr da sind, bitte auch mehr von solchen Geschichten...

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